Kirche in der digitalen Transformation

Josef Strauß
26.4.2023
geralt, pixabay.com von pfarrbriefservice.de
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Welche Effekte hat die digitale Transformation auf Kirche?


Vergleichsweise spät hat die Kirche damit begonnen, das Potenzial des Social Web zu nutzen. Erst allmählich und in kleinen Schritten werden dafür Strukturen geschaffen und Ressourcen bereitgestellt. So gibt es in der Erzdiözese München und Freising mittlerweile in multiprofessionellen Teams auch Fachkräfte für Social Media. Insgesamt ist dieser Bereich aber noch wenig organisiert. Es fehlt an personellen Ressourcen, an Expertise und Unterstützung (vgl. CONTOC Studien 1 und 2) und es gibt für digitale Kirche bzw. pastorales Engagement noch kaum Ansätze einer theologischen Reflexion und Kriterienbildung. Pastorale Initiativen sind bisher häufig vom individuellen Engagement Einzelner getragen und nicht strukturell eingebunden.


Bedingungen des Netzes

Möglicherweise ist das zögerliche Agieren der Kirche im Bereich digitaler Medien darin begründet, dass Digitalität Ausgangsbedingungen hat, mit denen sich Kirche mit ihrer 2000 Jahre alten Verfasstheit enorm schwer tut. In ihrer hierarchischen Struktur und ihrem Amtsverständnis ist festgelegt, wer wo und wie agiert und die überlieferte Lehre gibt die Inhalte vor. – Im Internet dagegen gibt es ein „Spiel der freien Kräfte“. Es treten Akteur:innen auf, die niemand beauftragt hat. Sie agieren nach eigener Überzeugung und folgen selten einer dogmatisch fixierten Lehre. Es gibt einen, der kirchlichen Autorität entzogenen, freien „Markt“ der Möglichkeiten und Meinungen mit eigenen Kommunikationslogiken, in dem sich jede:r inszenieren kann, wie er/sie möchte. Ohne aufwändige Hürden ist es möglich, sich freien, offenen Communities anzuschließen und sich zu vernetzen.

Chancen des Netzes

In diesen, im Vergleich zu traditionellem kirchlichen Handeln, völlig veränderten Bedingungen können für Kirche jedoch auch Chancen liegen: Kirche kann differenziertere Angebote machen; Menschen erreichen, die sich bisher mit Kirche schwertun. Es können sich Nischen finden, sich neue Resonanzräume auftun. In diesem Sinne gibt es bereits viele Initiativen und Angebote von engagierten Netzakteuren.